Noch 2014 wurde ein unterirdischer Kreisel durch das Astra aus Sicherheitsgründen und weil er sich mit den Nationalstrassennormen nicht vereinbaren lässt, abgelehnt. Offenbar stellt das nun kein Problem mehr dar.
Die Baustelle wird das Stadtbild prägen. Sollte der Tunnelaushub tatsächlich, wie angedacht, oberhalb von Riederen bei Mörschwil gelagert werden, ist mit starkem LKW-Verkehr zu rechnen. Einen Bahnanschluss gibt es dort keinen.
Der Bund hat in seiner Beurteilung die Engpassbeseitigung St.Gallen aus 3. Röhre Rosenberg, Pannenstreifenumnutzung und Zubringer Güterbahnhof Liebegg als Einheit betrachtet. Werden die untenstehenden Indikatoren und Kriterien jedoch nur für den Zubringer Güterbahnhof Liebegg angewendet, würde dieser klar durchfallen.
Hier sollen also ca. 850 Mio. Franken zur Erschliessung eines Gebiets von ca. 12'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ausgegeben werden. Die gegenseitige Wirkung des Zubringers Appenzellerland via Herisau (A25) und der Ausbau des ÖV-Angebots wurden nicht untersucht.
Vor der Sitterbrücke entsteht ein neuer Engpass, wo sich gesamthaft in Richtung Zürich 6 Spuren auf 3 vereinigen müssen.
Ein für die Stadt bedeutender Engpass würde am erweiterten Knoten bei der St.Leonhard-Brücke entstehen.
Entscheidend für die Wahl eines Ziels ist die Zeit, die benötigt wird, um es zu erreichen, nicht die Distanz, die zurückgelegt werden muss. Neue Strassen vergrössern zweifellos die Verkehrsmenge.
Das Güterbahnhofareal ist die letzte grosse Brache in Zentrumsnähe. Eine definitive Nutzung wird durch den Bau der Autobahnausfahrt für lange Zeit blockiert. Ausserdem schränkt die unter- und überirdische Belegung durch Strassen andere Nutzungen stark ein.
Der Verkehr von und nach Osten wird auch nach Vollendung der neuen Tunnels über die St.Leonhardsbrücke und die St.Leonhard-Kreuzbleiche-Kreuzung fliessen müssen.
Auch wenn es sich hier um einen hohen Anteil an zweckgebundenen Bundesgeldern handelt, sind es doch Steuergelder. Diese Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Bei sämtlichen öffentlichen Ausgaben, insbesondere auch jenen für den ÖV, werden Wirtschaftlichkeitsrechnungen gemacht. Im Strassenverkehr scheint dies nicht nötig zu sein.
Dieses Grossprojekt blockiert wirksamere Massnahmen mit besserem Kosten-Nutzen-Verhältnis, die sich schneller umsetzen lassen. Eine mögliche Lösung für ein Problem, das als akut bezeichnet wird, erst in 20 Jahren zu haben, ist keine Perspektive.
Niemand weiss, wie sich unser Mobilitätsverhalten bis dahin ändert. Welche Verkehrsmittel werden wir haben? Wie wirkt sich die Digitalisierung aus? Wird mehr zuhause gearbeitet? Mit dem Entscheid eines Autobahnausbaus wird ein veraltetes Mobilitätsverhalten auf Jahrzehnte hin zementiert.