logoTeilspange Güterbahnhof-Liebegg – Teilprojekt der «Engpassbeseitigung St.Gallen»
Gegen den Autobahnanschluss am Güterbahnhof

Der Mythos von Wohnstrassen nach 2040

Mit dem Bau der Teilspange, im Speziellen des Liebeggtunnels, werden flankierende Massnahmen versprochen. Dies weckt Erwartungen an verkehrsberuhigte, wohnliche Quartierstrassen, wo heute viel Verkehr herrscht. Doch ausser Kosmetik, Umsignalisierungen an den Knoten St.Leonhard-Brücke, Liebegg und Oberstrasse und vielleicht ein paar zusätzlichen Bäumen – die auch heute schon gepflanzt werden könnten – werden Teufener, Ober- und Geltenwilenstrasse auch nach 2040 nicht wesentlich anders aussehen.

Nachtrag vom 21.8.2023

An einem Informationsanlass von Kanton und Stadt wurden möglich Ausbauvarianten der Teufener Strasse und der Oberstrasse gezeigt. Zusammengefasst stehen sich Radstreifen und Begrünung gegenüber. Für beides reicht die Breite des Strassenraums nicht aus. Die Fahrbahnen werden in allen Varianten nicht schmaler als 6.30m betragen. Viele gezeigte Möglichkeiten wären auch heute bereits umsetzbar. Diese an die Realisierung des Liebeggtunnels zu verknüpfen hat einen fahlen Nachgeschmack.
Viele der Einschätzungen in diesem Artikel wurden bestätigt.

Ein Überblick aus der Perspektive heute üblicher Verkehrsplanung

Teufener Strasse

teufenerstrasseAuch nach einer Eröffnung des Liebeggtunnels bleibt sie eine Kantonsstrasse. Dies gilt auch für die Geltenwilenstrasse und den kurzen Abschnitt der Oberstrasse dazwischen. Dies, weil diese Route als Bedarfsumleitung für den Liebeggtunnel, im Fall einer Schliessung, funktionieren muss. Es werden weiterhin Linienbusse verkehren. Daher gibt es wenig Spielraum für einen Rückbau. Auch wird dies weiterhin – oder mit weniger MIV eher vermehrt – die bevorzugte Route für Velofahrende sein. Wegen des grossen Geschwindigkeitsunterschieds müsste das Überholen von Velofahrenden aufwärts ermöglicht sein, was einen Radstreifen bedingt. Es sei hier vor allem an Busse gedacht.

 

Geltenwilenstrasse

teufenerstrasseDa auch sie weiterhin die Funktion als Bedarfsumleitung, aber auch als wichtiger Zubringer für andere Stadtquartiere, erfüllen muss, gibt es kaum Möglichkeiten, ihren Ausbau zu reduzieren. Abbiegespuren werden aus verkehrlicher Sicht nötig bleiben. Im Bereich der auszubauenden Kreuzung bei der St.Leonhard-Brücke wird gar eine Verbreiterung wegen einer zusätzlichen Linkasabbiegespur nötig.

 

Oberstrasse

teufenerstrasseUmbau der Kreuzung Oberstrasse–Güterbahnhofstrasse

Vortrittsberechtigung für die die Verkehrsbeziehung Oberstrasse–Güterbahnhofstrasse, also vom und zum unterirdischen Kreisel.

 


teufenerstrasseUmgestaltung der Oberstrasse von der Kreuzung Geltenwilenstrasse zur Güterbahnhfostrasse

Viel Spielraum gibt es nicht, da auf diesem Abschnitt auch Linienbusse verkehren. Die Breite ist heute jedoch grosszügig. Sie könnte auf das minimal Nötige reduziert werden. Da eine Durchfahrt durch das Güterbahnhofaeral für Velofahrende nicht angeboten wird, dürfte der Radstreifen bestehen bleiben. Der Druck auf die Parkplätze wird bestehen bleiben, so dass ein Abbau 2040 nicht einfacher zu vollziehen sein wird, wie heute. Eine Begrünung durch mehr Bäume wäre hingegen möglich.

 

Veloverkehr

Die Ausbauten im Güterbahnhofareal und die Zyilipasserelle sowie die Ruckhalderoute der ehem. Bahn sind auch ohne das Autobahnprojekt möglich. Diese können nicht als flankierende Massnahmen gelten. Bauliche Verbesserungen für den Veloverkehr, welche durch das Autobahnprojekt erst ermöglicht werden, sind keine ersichtlich. Im Gegenteil: Das Umfeld der St.Leonhard-Brücke wird einschneidende Verschlechterungen mit sich bringen.
Radstreifen auf der Teufener und der Oberstrasse gibt es teilweise schon. Verbessern liesse sich lediglich die Situation an den Knoten. Doch weil hier weiterhin Linienbusse mit Bevorzugung verkehren, kann unter den aktuell gegebenen Normen nicht viel erwartet werden – höchstens eine temporäre Abschaltung der Lichtsignalanlagen. Doch auch dies wäre heute schon an mehreren Kreuzungen möglich. Stattdessen vermehren sich wenig sinnvolle Ampeln fortlaufend...

Fussverkehr

Auch diesbezüglich ändert das Projekt nichts, ausser das die Verkehrszahlen abnehmen und die allgemeine Strassenquerung einfacher wird – mit Ausnahme des Bereichs St.Leonhard-Brücke, wo mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist.

 

Auswirkungen auf das weitere innerstädtische Strassennetz

teufenerstrasseWassergasse, unterer Bereich der Teufener Strasse, Oberer Graben bis Broderbrunnen und Kornausstrasse

Sie sind als Hauptrasse von und nach Teufen signalisiert. Mit dem Liebeggtunnel wird hier der Verkehr geringfügig, abnehmen. Weil aber auch hier teilweise Linienbusse fahren, ist kein grosser Abbau des Strassenquerschnitts möglich.

 

teufenerstrasseSt.Leonhard-Strasse

Nicht abnehmen werden die Verkehrszahlen aber auf der St.Leonhard-Strasse und dem restlichen Oberen Graben nicht. Dort wird er aufgrund des Autobahnanschlusses bei der St.Leonhard-Brücke vielmehr massiv zunehmen. Von diesem Anschluss wird der Verkehr zu den wichtigen Zielen östlicher der Altstadt (Garagen Brühltor, Unterer Graben und Burggraben durch die westliche Innenstadt fliessen. Flankierende Massnahmen im Sinn einer Verkehrsberuhigung sind somit hier nicht zu erwarten – (aber zu fordern).

 

Fazit

Tempo 30, was oft als flankierede Massnahme genannt wird, eine gewisse Begrünung und eine Querschnittsreduktion auf das Minimum, wären auch heute bereits möglich. Diese als als «flankierende Massnahmen» zum Liebeggtunnel zu nennen, ist unredlich.

Wer glaubt oder hofft, dass sich wegen des Baus der Teilspange und des Liebeggtunnels das städtische Strassennetz markant verändern wird, täuscht sich. Zusätzliche Begegnungszonen oder verkehrsberuhigte Strassen wird es keine geben.