Der Kanton hat vergangene Woche neue Verkehrsprognosen präsentiert (Tagblatt-Artikel ). Diese gehen von einer Verkehrszunahme beim motorisierten Individualverkehr bis 2050 aus, was als Argument für einen neuen Autobahnanschluss und zusätzliche Strassen herangezogen wird. Der Kanton betrachtet die Verkehrszunahme offenbar als Naturgesetz und will diesem hausgemachten Problem mit neuen Strassen und einer Menge Geld begegnen. Der Kanton setzt dabei wie seit jeher auf das Auto als Hauptverkehrsmittel der Zukunft. Diese rückwärtsgewandte und wenig kreative Politik nehmen wir zur Kenntnis.
Für uns ist klar: Alleine schon die schiere Menge an CO2, welcher durch den Bau verursacht wird, steht in keinem Verhältnis zum temporären Wenigerverkehr auf einzelnen Achsen. Zudem zeigen die neuen Zahlen, dass einzelne Strassen massiv höher belastet werden. Ebenso ist das Argument, wonach der Verkehr im Untergrund verschwindet ist trügerisch, denn eigentlich ist die Forschungslage klar: Neue Strassen vergrössern zweifelslos die Verkehrsmenge, da neue Strassen immer neue Mobilitätsbedürfnisse wecken. Ebenso fördert das Projekt nur eines konsequent: Die Erreichbarkeit der Stadt mit dem MIV – und das ist sicher nicht im Sinne der Bewohnenden. Ganz nach dem Motto «Wer Strassen säht, erntet Verkehr». In der Verkehrsplanung spricht man von angebotsinduziertem Mehrverkehr. Beispiele gibt es weltweit.
Ist das Angebot erst einmal da, wird es viel schwieriger, die Benutzer:innen von den Alternativen zu überzeugen. Diese Fakten sollte auch der Kanton nicht ignorieren. Nach wenigen Jahren ist man dann wieder am gleichen Punkt, ausser dass man 1.3 Milliarden verbaut hat und die Abhängigkeit vom MIV noch weiter zugenommen hat. Wir fordern stattdessen Investitionen in den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr sowie eine transparente, umfassende Informationspolitik.
Der Verein gegen den Autobahnanschluss am Güterbahnhof bezweifelt generell die Aussagekraft der vorgelegten Prognosen. Wie der Kanton selbst schreibt, haben sich vergangene Verkehrsprognosen nicht bestätigt: «Der Bund rechnet allerdings mit einem weniger starken Wachstum als ursprünglich prognostiziert. Im Gegensatz dazu wird der öffentliche Verkehr deutlich zunehmen. Zudem werden der Fahrrad- und Fussverkehr einen sehr deutlichen Anstieg verzeichnen». Warum Bund, Kanton und Stadt es für nötig halten, in dieser Situation gegen diese an sich erfreuliche Entwicklung anzukämpfen, statt in den öV und den Veloverkehr zu investieren, ist uns schleierhaft.»
Zweifel an offiziellen Verkehrszahlen sind nicht unberechtigt