Nachdem die Regio St.Gallen–Bodensee in einem Bericht die Teilspange als "tendenziell nachteilig für die Erreichung der Ziele bezüglich Modal Split und ÖV-Güteklasse" bezeichnet hat, wollten es die Stadtparlamentarier Christian Huber (Grüne), Peter Olibet (SP und Marcel Baur (Grünliberale) genau wissen und reichten eine Interpellation ein.
Die Antwort des Stadtrats ist eine Wiederholung von bereits früheren Äusserungen. Siehe hier.
Diese Antwort präzisierte Stardtrat Markus Buschor auch in der Diskussion im Stadtparlament. Er räumte aber ein, dass der Autobahnanschluss am Güterbahnhof am Knoten St.Leonhard-Strasse–Geltenwilenstrasse sehr wohl negative Auswirkungen auf den ÖV hat, fügte dann aber sogleich an, dass die Vorteile überwiegen. Eine Autobahn mit flüssigem Verkehr würde die Strassen in der Stadt entlasten, was schliesslich die Staus reduziert und somit auch dem ÖV dient.
Bild rechts: Am ausgebauten Knoten würde der MIV dominieren.
Die St.Leonhard-Brücke ist einer der emfpindlichsten Punkte im städtischen Verkehrsnetz. Und nun soll hier der neue Autobahnanschluss ans städtische Strassennetz erfolgen.
Wir sind ehrlich. Wir wollen diesen Anschluss nicht. Darum wehren wir uns im Verein gegen den Autobahnanschluss am Güterbahnhof dagegen. Das mag bei einigen im Verein vielleicht ideologische Gründe haben. Doch es gibt auch mehr als genug handfeste Argumente, die gegen die Teilspange sprechen. Vom Stadtrat ist zu erwarten, dass er die Augen vor den offensichtlichen Nachteilen eines Autobahnschlusses am Güterbahnhof nicht weiter verschliesst und dem Lösungsvorschlag aus dem vergangenen Jahrhundert endlich das Vertrauen entzieht.
Die Antwort des Stadtrats ist in keiner Weise befriedigend. Sie ist so verfasst, dass sie nicht im Widerspruch zu den Ausbauwünschen steht. Ehrlich ist das nicht.
Kein Wort von der immensen Beeinträchtigung für den Nicht-MIV an der St.Leonhard-Brücke.
Überlasteter Schorentunnel? Wenn immer man einen Blick auf die Live-Verkerhsdaten von Google wirft, ist der Tunnel grün, auch wenn die Autobahn rot ist. Es ist immer von Entlastung die Rede. Dass die Achse St.Leonhard-Strasse–Oberer Graben durch einen Autobahnzubringer, der im Zentrum endet, mehr belastet werden wird, ist nirgends zu lesen. Von einer Reduktion des innerstädtischen MIV ist ebenfalls nichts zu lesen.
Auf die von der Regio St.Gallen-Bodensee beschriebenen Problempunkte wird nicht einmal eingegangen. Stattdessen stellt sich der Stadtrat hinter die Planenden. Zwischen den Zeile liest sich die Erwartung, dass sie schon eine Lösung finden werden – irgendwie.
Liebe Stadträtinnen und Stadträte: diese Lösung gibt es nicht.
Die erwähnten Studien, («Zusatzstudie Teilspange» (2015), «Zweckmässigkeitsbeurteilung Teilspange» (2017 und 2018), wurden VOR detaillierten planerischen Studien verfasst. Sie beziehen sich rein rechnerisch auf Zahlen, Verkehrsmodelle und Linien in Stadtplänen. Sie ziehen aber nicht die Funktion der Knoten mit ein – und zwar der Knoten unter Einbezug ALLER Verkehrsdaten. Das aktuelle MIV-Verkehrswachstum ist weitaus geringer als dies Prognosen vor 10 oder 20 Jahren voraussagten. Was spricht dagegen, dass die heutigen Prognosen in 20 Jahren nicht auch daneben liegen werden?
85% des Verkehrs auf der A1 sind innerstädtisch. Mit einer zustzlichen innerstädtischen Expressstrasse wird sich dieser Wert sicher nicht reduzieren. Sie bietet mit Sicherheit keinen Anreiz für eine Verlagerung auf andere Verkehrsarten. Das ist eine ideologsche Aussage? Eine neue Verbindung schafft neue Anreize. Sie schafft sehr wohl neuen Verkehr. Es werden neue Nachfragen generiert.
Wann ist die Grenze erreicht, wo nicht mehr entlastet werden kann?