Die negativen Auswirkungen auf das Stadtzentrum sind viel zu gravierend und die Folgen durch den Ausbau des Knotens bei der St.Leonhard-Brücke sind für den ÖV, den Velo- und den Fussverkehr zu gross, während für den motorisierten Individualverkehr nur wenig Vorteile ersichtlich sind. Sogar der Schlussbericht des Beurteilungsgremiums zur Testplanung listet gravierende Folgen des Baus des Zubringers Güterbahnhof auf.
Die Testplanung ergab als "beste" Lösung, die Tunnelausfahrt an die Kreuzung St.Leonhard-Strasse–Geltenwilenstrasse anzuschliessen, nennt dabei aber auch gleich die grossen Nachteile, die dadruch entstehen. (Visualisierung : Markus Tofalo, basierend auf dem veröffentlichten Schlussergebnis der Testplanung.)
Die Testplanung hat ergeben, dass der Anschluss an den Kreisel unter dem Güterbahnhofareal am Knoten St.Leonhard-Strasse-Geltenwilenstrasse bei der St.Leonhard-Brücke erfolgen soll. Damit die Kreuzung für den zu erwartenden Mehrverkehr funktioniert, müsste sie massiv ausgebaut werden. Für die Verkehrsbeziehung Autobahnanschluss-St.Leonhard-Brücke sind je zwei Spuren pro Richtung vorgesehen, um den Rückstau bei Rotlicht zu verkürzen. Höhere Durchfahrzeiten für den ÖV sind die Folge. Für den Velo- und Fussverkehr sind keine befriedigenden Lösungen ersichtlich. Dass auch für Velofahrende Stauräume fehlen, wenn diese – wahrscheinlich wesentlich länger – vor einem Rotlicht zu warten haben, wird zwar nicht erwähnt, Probleme für den Veloverkehr räumt der Bericht der Testplaner jedoch ein: «Die Situation des Fuss- und Veloverkehr in der Geltenwilenstrasse verbessert sich gegenüber heute nicht und ist weiterhin als unbefriedigend zu bezeichnen. Zudem ist die Verbindung der Zylipasserelle zum Areal etwas umständlich.»
Die schonungslose Auflistung der Nachteile beim Knoten St.Leonhard-Brücke wird denn auch ausdrücklich anerkannt. So resümiert der Schlussbericht zur Testplanung u.a., dass das Verkehrsbauwerk innerhalb des Stadtkörpers an exponierter Lage liegt und prägend für Innenstadt und Stadtbild ist. Immerhin tangiert das Projekt ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. Weiter listet er als Nachteile auf (Zitat):
Dem Wunsch nach Erhaltung des Güterexpeditionsgebäudes und inzwischen auch der ehemaligen Unterstation des Elektrizitätswerks wird entsprochen. Letzteres aber nur zum Teil. Der Bericht hält aber auch fest: «Das Unterbauen des Güterexpeditionsgebäudes mit dem Zubringer wirft aus denkmalpflegerischer Sicht grundsätzliche Fragen auf, da Denkmäler grundsätzlich nicht unterbaut werden sollten.»
Auch der Ausgang Oberstrasse bietet Schwierigkeiten. Der Platz für die neue Tunnelzufahrt und einen Zugang zum Güterbahnhofareal für den Velo- und Fussverkehr zusammen reicht nicht. Ein Teilabbruch der Post-Logistikbasis wäre unvermeidbar.
Während seitens von Bund, Kanton und Befürwortenden das Ergebnis der Testplanung begrüsst wird, ziehen die Gegnerinnen und Gegner des Autobahnaschlusses aus dem Ergebnis der Testplanung ein anderes Fazit: An dieser Stelle sollte man den Mut zum Übungsabbruch haben. Eine für alle Anspruchsgruppen befriedigende Lösung ist nicht in Sicht, zumal der Umstand, dass die Teilspange nur die Richtung Zürich bedient, auch Befürworter irritiert.
Der Zubringer Güterbahnhof bringt zusätzlichen Verkehr ins Stadtzentrum, im Besonderen ins Stickereiquartier, für das aktuell eher Beruhigungsmassnamen vorgesehen sind. In Anbetracht dessen, dass die meisten Ziele im Stadtzentrum, namentlich die grossen Parkgaragen und die Zufahrt zum Hauptbahnhof, über den Anschluss Kreuzbleiche direkter zu erreichen sind, stellt sich die Sinnfrage nach einem zusätzlichen Autobahnaschluss St.Gallen-Zentrum. Die Befürchtung liegt nahe, dass die erwähnten Ziele dereinst sogar vermehrt via Umwege durch das Stickereiquartier angefahren werden – eine unschöne Offenbarung.
Die Engpassbeseitigung der Autobahn A1 funktioniert auch ohne die Teilspange.
Eine Offenlegung der Verkehrsmodelle könnte hier Klarheit schaffen.
Schlussbericht zur Testplanung