Geht es nach den Plänen von Bund und Kanton, führt ab 2040 ein zweispuriger Tunnel unter dem Lachenquartier und der Kreuzbleiche hindurch in Richtung Güterbahnhof. Die Baustelle wird das Quartier und die ganze Stadt über Jahre mit zehntausenden Lastwagenfahrten, Lärm und Staub belasten.
Auf diesem Spaziergang beleuchten wir bisher wenig beachtete Folgen des geplanten Autobahnanschlusses am Güterbahnhof und besuchen Orte, die vom unnötigen Milliardenprojekt unmittelbar betroffen wären.
Dienstag, 12. Juli, 18.30 Uhr,
Treffpunkt: Eingang Friedhof Feldli
Der neue Autobahnanschluss Güterbahnhof soll unmittebar bei der St.Leonhard-Brücke an das untergeordnete Strassennetz erfolgen. Dazu ist eine Verbreiterung der Brücke von 5 auf 6 Spuren nötig. Ursprünglich war die St.Leonhard-Brücke 3-spurig. In den 1980ern sollte neu 5-spurig erstellt werden. Dagegen regte sich heftiger Widerstand.
Der vergessene Spurenstreit, Artikel im Tagblatt vom 31.7.2010
Zur aktuellen «Instandsetzung» der Stadtautobahn St.Gallen gehört auch, dass Abdichtungen von Überdeckungen ersetzt werden müssen. Da stellt sich die Frage: Müssen wir davon ausgehen, dass 40 Jahre nach einer eventuellen Eröffnung des unterirdischen Autobahnanschlusses im Güterbahnhof auch dort die gesamte Überdeckung mit allen Gestaltungselementen, Begrünungen und Bäumen entfernt werden müsste, um die Abdichtung erneuern zu können, so wie dies bei der Lindental- und Harzbüchelgalerie der Fall ist?
Allein schon, dass der Instagram-User fredi_vogl seinen Namen dem Astra-Autobahnstau-Maskottchen und Tunnel-Fan Fredi Vogl entnommen hat, ist aus Sicht des Bundesamts für Strassen nervig und rechtlich fragwürdig. Die wiederholten, kreativen Posts setzen den Beamten in Bern offenbar noch mehr zu. Nun haben sie zugeschlagen und von Instagram einen Post entfernen lassen. Grund: Verstoss gegen geistige Eigentumsrechte. Offenbar hat sich fredi_vogl einer Grafik des Astra bedient.
fredi_vogl hat den Report gepostet mit dem Kommentar: «Das versteht das Astra keinen Spass. Vögel sollten doch frei sein, oder?»
Der Vogelkrieg in St.Gallen hält an.
In der Fragestunde des Nationalrats wollte Claudia Friedl (SP) wissen, ob denn der Liebeggtunnel nicht den neuen Ruckhalden-Bahntunnel konkurrenziere. «Es gehe nicht darum, zusätzliche Strassenkapazitäten anzubieten. Die neue Strassenverbindung werde den ÖV darum kaum konkurrenzieren.»
Der Bundesrat geht mit seinen eigenen Beurteilungskriterien zum Bau neuer Strassen ziemlich locker um. Natürlich wird mit dem Liebeggtunnel die Wahl des Verkehrsmittels für viele Teufener zugunsten des Autos ausfallen.
Stellten Fragen an den Bundesrat: Claudia Friedl (SP), Franziska Ryser (Grüne) und Thomas Brunner (GLP)
Für die Sanierung der A1 zwischen 2021 und 2027 wurden zwei grosse Bauinstallationsplätze und diverse Zufahrten zur Autobahn erstellt. Diese Infrastruktur wird wohl kaum nach Abschluss der Arbeiten rückgebaut. Ab 2030 könnten sie wieder Verwendung finden.
An der Autobahn im Hätterenwald wurde im Frühling 2021 im Auftrag des Bundesamts für Strassen (Astra) im Hätterenwald gerodet.
Der unterirdische Kreisel Güterbahnhof hat vier Ausgänge: Die zwei Feldlitunnel-Röhren von und zur Autobahn, der Liebeggtunnel Richtung Teufen, der Tunnel zum Stadtzentrum, der bei der Geltenwilenstrasse oder St.Leonhardsbrücke endet und der Tunnel Richtung Westen, zur Oberstrasse.
Die Testplanung Güterbahnhof offenbart: Der Bau der Tunnelausfahrt der Teilspange bzw. des Zubringers Güterbahnhof beim Knoten St.Leonhardstrasse–Geltenwilenstrasse–Tunnelausgang wird einen schweren städtebaulichen Schaden verursachen.
Bild: Collage aus Modellfoto und Plan von AGPS
Erste Testplanungen haben es gezeigt: Das Güterexpeditionsgebäude kann trotz der Tunnelbauten erhalten bleiben. Doch diverse andere nicht minder wertvolle Gebäude sind im Fall einer Realisierung der teilspange bedroht.
2016 versuchte die SP die Teilspange mit der Volksinitiative «Für ein lebendiges Areal Güterbahnhof ohne Autobahnanschluss» im Frühstadium zu stoppen. Das Volk lehnte damals diese Initiative ab. Dieses Verdikt wird heute von den Befürwortern als Ja zur Teilspange gewertet. Doch diese Folgerung ist falsch.
Das Komitee gegen die Teilspange Güterbahnhof St.Gallen sieht im Güterbahnhofareal ein letztes zentrumsnahes Gebiet in St.Gallen, das sich städtisch urban bebauen und nutzen lässt. Vorstellbar wäre einerseits eine hohe Dichte mit Kleingewerbe, Wohnen und Kultur, andrerseits aber auch ein Aufenthaltsbereich mit Park, Platz und Boulevard. Im Zentrum steht der Erhalt des grössten Teils oder des kompletten Güterbahnhofgebäudes, wie dies bereits in der Abstimmungsvorlage von 2007 vorgesehen war.
Es sind nicht nur die von den Befürwortern der Teilspange als «ideologisch» bezeichneten Argumente, welche gegen den Bau der Teilspange sprechen. Auf dieser Seite formuliert das Komitee gegen die Teilspange 10 Gründe gegen das Projekt. Hier sieht man für ca. 800 Millionen Franken eine Lösung vor, die verkehrstechnisch nicht zu überzeugen vermag und welche der Stadt während zehn Jahren starke Bauimissionen bescheren wird. Für die Stadt ist der Nutzen der Fläche als Entwicklungsgebiet ohne Tunnels darunter grösser die Realisierung der Teilspange.
"Klimastreik St.Gallen" ruft wieder zu einer Kundgebung gegen das umstrittene Strassenbauvorhaben auf:
Freitag, 3. September 2021
Treffpunkt 17:30 Uhr, Kornhausplatz beim Hauptbahnhof
In ihren neusten Veröffentlichungen finden sich gegenüber der Präsentation von 2019 einige Änderungen.
Der Liebeggtunnel hat bergauf nur noch eine Spur. Auch der Ausgang Geltenwilenstrasse wird nur noch mit je einer Spur pro Richtung dargestellt. Trotz dieser Spurreduktionen wird die Gesamtsumme für die Engpassbeseitigung inzwischen mit 200 Mio. Franken mehr beziffert.
Auch wenn die Teilspange Güterbahnhof-Liebegg grösstenteils unter dem Boden zu liegen kommt und somit ihre Auswirkung auf die Oberflächenversiegelung marginal ist, so ist ihr Einfluss auf die Ökologie doch markant.
Ist ein Autobahnausbau sinnvoll oder ein Relikt einer längst überholten Verkehrspolitik aus dem letzten Jahrhundert?
Diese Frage erörtert die SP der Stadt St.Gallen an einem "Stadtspaziergang".
Datum: Samstag, 14. August 2021, 15:30 Uhr
Treffpunkt: Lattich, Güterbahnhof, St.Gallen
Die SP lädt alle Interessierten ein:
"Gemeinsam stellen wir uns die Frage, was die Stadt St.Gallen wirklich braucht: Eine einmalige Chance zu einem attraktiven Preis, um mehr Kapazitäten für den motorisierten Individualverkehr zu schaffen, oder alternative Konzepte, die zum Umsteigen auf den Langsamverkehr motivieren? Expert*innen mit unterschiedlichen Perspektiven erläutern uns ihre Argumente. Wir hören beide Seiten an und bauen uns am Ende eine eigene Vision."
Das nationale Netzwerk gegen den Ausbau von Autobahnen und Autostrassen überreicht dem Bundesrat einen offenen Brief.
Gesammelte Artikel auf der Website des Vereins "Spurwechsel"
Ein neues Netzwerk, das sich gegen den Ausbau von Autobahnen stellt, hat eine gemeinsame Resolution per Videokonferenz publiziert. Zu den zwölf beteiligten Organisationen gehört auch das «Komitee gegen die Teilspange Güterbahnhof St.Gallen».
Das neue Netzwerk feiert die Publikation einer gemeinsamen Resolution per Videokonferenz. Zu den zwölf beteiligten Organisationen gehört auch das «Komitee gegen den Autobahnanschluss Güterbahnhof St.Gallen».
Seit Jahrzehnten organisiert sich der Widerstand aus der Bevölkerung in vielen Teilen der Schweiz gegen den Ausbau von Autobahnen und Autostrassen. Etliche dieser Organisationen haben in letzter Zeit Volksabstimmungen gewonnen oder politische Prozesse so beeinflusst, dass Strassenprojekte überarbeitet oder sogar ganz überdacht wurden: «Rosengarten Nein» (Zürich), «Westast-so-nicht» (Biel), «GegenBewegung Spange Nord» (Luzern). An diesen Erfolgen will das neue Netzwerk anknüpfen und aufzeigen, dass ein sehr grosser Teil der Bevölkerung Strassenprojekte ablehnt, wenn die Gefahr besteht, dass dadurch zusätzlicher Verkehr generiert wird.
Das Astra nennt sie «Spange», verbreiterter ist der Begriff «Teilspange». Eine Spange ist ein Element, das Dinge zusammenfügt oder -hält. Was hat das mit dem Zubringer Güterbahnhof zu tun? Und warum wird dieser eigentlich so genannt?
In St.Gallen wird von einem zusätzlichen Autobahnanschluss geträumt. Durch einen Bypass soll der Schorentunnel umfahren werden. Der Bypass wird im Güterbahnhofareal ans untergordnete Strassennetz angeschlossen und durch einen weiteren Tunnel bis in die Liebegg in Richtung Teufen verlängert.
Das Projekt Zubringer Güterbahnhof zeugt von tiefem 1970er-Jahre-Denken: Neue Strassen als Entlastung.
Kanton, Bund, Autoverbände und Parteien, welche dem Klimaschutz noch wenig Rechnung tragen, drücken massiv auf das Gaspedal, wenn es um die Realisierung dieses Projekts geht.
Dabei gibt es zahlreiche Gründe, die dagegen sprechen.
Das Güterexpeditionsgebäude gilt nicht als Ganzes schützenswert. Warum eigentlich nicht? Durch dieses Tor verliessen in der Stickereiblüte sämtliche Textilerzeugnisse die Stadt in alle Welt hinaus. Neben dem ästhetischen sprechen somit auch kulturhistorische Gründe gegen einen Abbruch.
Nachdem ein solche im Früstadium der Planung noch vorgesehen war, ist man auf Druck davon abgekommen. Die Testplanung von Kanton und Stadt hat gezeigt, dass das ganze Gebäude erhalten werden könnte. Während der Ostflügel unterfangen würde, könnte man die Strasse unten durch bauen. In den aktuellen Plänen ist man davon wieder abgerückt. Der Westflügel würde nun doch abgebrochen.
Artikel von René Hornung zur Bedeutung und Geschichte in "Saiten"
Bildmontage der möglichen Baustelle, der Ostflügel des Güterbanhofgebäudes ist abgebrochen.
2007 stimmte die Bevölkerung der Stadt St.Gallen über ein Projekt zur Überbauung des Güterbahnhofareals ab. Die Vorlage scheiterte. Doch: Über Art, Volumen und Ästhetik der Neubauten lässt sich streiten – den Wert des alten Güterbahnhofgebäudes hat man damals erkannt und es integriert.
Aus dem damaligen Abstimmungsbüchlein: "Im Rahmen der Planungsarbeiten zeigte es sich, dass das ehemalige Güterexpeditionsgebäude und die beiden anschliessenden, eingeschossigen früheren Warenumschlagsgebäude aus denkmalpflegerischen Gründen erhalten werden sollten."
(Quelle: Abstimmungsbüchlein 17. Juni 2007)
Das kulturhistorisch wertvolle Güterbahnhofgebäude fällt dem Tunnel-Tagbau zum Opfer. Dem Quartier fehlt die Seele. Von einer Druchmischung, wie sie 2007 noch beschrieben war, kann keine Rede mehr sein.
Ideenskizze der Gegner der der Güterbahnhofinitiative von 2016. Erinnert etwas an die Europaallee Zürich.
Nein zur Güterbahnhofinitiative von 2016 war kein Ja zum vorliegenden Projekt.
Kreuzung und Einfahrt in den Tunnel würden ziemlich viel Platz verschlingen und das Areal vom Zentrum der Stadt abschneiden.
Projektstand 2019, Quelle: Selica Media, Basis Google Earth
Neben Kulturbetrieben könnte hier auch ein City-Logistik-Hub untergebracht werden. Der Güterbahnhof würde somit wieder seinem ursprünglichen Zweck dienen.
Der nächste Klimastreik des "Kollektivs Klimastreik Ostschweiz" findet am 14. August 2020 statt unter dem Motto "Stopp Teilspange Güterbahnhof-Liebegg"
Das "Kollektivs Klimastreik Ostschweiz" schreibt dazu:
"An unserer offenen Sitzung haben wir entschieden, am 14. August einen Streik zu organisieren ❤️ Wir treffen uns voraussichtlich (wir haben noch KEINE Bewilligung) um 15:30 Uhr beim Gallusplatz und leisten kräftig Widerstand gegen die neu geplante Teilspange Liebegg-Güterbahnhof.
Bei der Teilspange geht es um einen Ausbau der Autobahn und obwohl das Projekt schon in der Planung ist, ist das Geld noch nicht gesprochen. Bei ähnlichen Projekten in anderen Kantonen hat sich gezeigt, dass Widerstand diese verhindern konnten!"